Prof. Dr. Gerhard Molderings
Mastzellerkrankungen
Mastzellerkrankungen Die systemische Mastzellaktivierungskrankheit (MCAD) bezeichnet eine Gruppe von primären Mastzellerkrankungen, die durch eine abnorme Freisetzung verschiedener Untergruppen von Mastzellmediatoren und/oder eine Anhäufung pathologischer Mastzellen in potenziell allen Organen und Geweben gekennzeichnet sind. Das klinische Erscheinungsbild von MCAD ist sehr vielfältig, da aufgrund der weiten Verbreitung von Mastzellen und der großen Heterogenität der aberranten Mediator-Expressionsmuster Symptome in praktisch allen Organen und Geweben auftreten können. Nach der aktuellen Klassifikation von MCAD ist die traditionell als systemische Mastozytose (SM) bezeichnete seltene Variante durch spezifische pathologische somatische Mutationen im Exon 17 der Tyrosinkinase KIT (wovon KITD816V die große Mehrheit ausmacht) und immunhistochemische Befunde charakterisiert (bekannt alsKriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO)), die durch diese Mutationen verursacht werden. Die andere, erst vor kurzem erkannte Variante wird als Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS; anscheinend durch eine große Anzahl von Mutationen in verschiedenen Genen bedingt) bezeichnet und zeigt ein komplexes klinisches Bild mit mehreren nachgewiesenen Mastzellmediator-induzierten Symptomen (relevante Differentialdiagnosen werden ausgeschlossen) und der Nichterfüllung der WHO-Kriterien für die Diagnose von SM. Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass MCAS im Gegensatz zu SM eine relativ häufige Erkrankung ist. Nach neueren Erkenntnissen stellen die Varianten und klinischen Subtypen von MCAD keine unterschiedlichen Krankheitsentitäten dar, sondern sollten eher als unterschiedliche Zusammensetzungen eines gemeinsamen Prozesses der Mastzelldysfunktion betrachtet werden. Obwohl fast alle Mutationen, die MCAD verursachen, somatisch und nicht keimbahnspezifisch sind, wurden Hinweise auf ein häufiges familiäres Auftreten von MCAD gefunden.Unabhängig von der systemischen MCAD-Variante und dem Geschlecht hatten etwa 75 % der Indexpatienten mindestens einen Verwandten ersten Grades mit MCAD. Die molekularen Prozesse, die zur familiären Aggregation von MCAD führen, bleiben spekulativ. Der Nachweis unterschiedlicher systemischer MCAD-assoziierter somatischer Mutationen innerhalb bestimmter Familien lässt vermuten, dass die Krankheit sekundär durch eine Funktionsstörung noch nicht identifizierter Operator- und/oder Regulatorgene entsteht.
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