Auch große Kinder im dritten Semester brauchen manchmal jemanden, der sie an die Hand nimmt- gerade wenn der Präpkurs droht.
Daher gibt’s natürlich ebenfalls für das dritte Semester eine Zusammenfassung der Fächer.
Biochemie
Alle Informationen zur Biochemie findet ihr schon unter „2. Semester“.
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Makroskopische Anatomie und Neuroanatomie: Der „Präpkurs“
Dies ist der in allen Belangen größte Kurs der Vorklinik. Hier tummeln sich gleichzeitig dutzende Human-, Zahn und Biomediziner in dem hochmodernen Präpariersaal im ersten Stockwerk der Neuen Anatomie und auch der Zeitaufwand ist unerreicht: Zwei mal wöchentlich wird vier Stunden lang gepräpt, dazu gibt es ein begleitendes Seminar.
Der Kursablauf sieht wie folgt aus: An 36 Tischen werden je zehn bis zwölf Kommilitonen von einem Professor oder Assistenten und einem „Vorpräper“ (Student aus einem höheren Semester) betreut. Man fühlt sich in aller Regel recht gut umsorgt und präpariert unter präziser Anleitung auf der Suche nach neuen Strukturen und gewinnt beeindruckenden Einblicke in das eigene Innere. Dabei entwickelt sich in aller Regel aus der nach dem Alphabet erstellten Gruppe eine freundschaftliche Arbeitsgemeinschaft, in der man sich gegenseitig das Lernen erleichtern kann.
Wenn wir schon beim Thema Prüfungen sind: In der zweiten Woche findet das erste Testat statt, in dem es um die Grundlagen der makroskopischen Anatomie geht (hier lohnt es sich auf jeden Fall, noch einmal zu Rekapitulieren, was man im ersten Semester in der Propädeutik angesprochen hat). Dieses Testat müsst ihr nicht mehr absolvieren, wenn ihr im ersten Semester
die Klausur in der Anatomischen Propädeutik bestanden habt. Es folgen im Laufe des Semesters
3 weitere Testate: Mitte November über den Bewegungsapparat, kurz vor Weihnachten über den
Situs und Anfang Februar über die Kopf- und Halsregion. Wenn man ordentlich lernt (und ordentlich wird hier eine neue Definition erlangen), kann man bei jedem Prüfer gut abschneiden.
Bei den mündlichen Testaten geht es nicht darum, eine bestimmte Punktzahl zu sammeln,
sondern nach Kriterien des jeweiligen, von Testat zu Testat wechselnden, Prüfers zu bestehen. Ist das nicht der Fall, gibt es ein am Ende des Semesters die Möglichkeit eines Nachtestates zu dem
jeweiligen Themenbereich (Sprich Propädeutik, BWA, Situs oder Kopf/Hals). Hat man am Ende alle Testate bestanden, darf man sich über seinen Schein in der Anatomie freuen. Man sollte jedoch unbedingt die ganze Zeit kontinuierlich lernen – nur so habt ihr wirklich etwas von dem Kurs, könnt vorbereitet in die Stunden gehen und müsst nicht darauf verzichten kurz vor den Prüfungen bestimmte Inhalte auszuklammern. Gerade im Hinblick auf das Physikum lohnt es sich, das was man lernt auch verstanden zu haben.
Der Umgang mit dem Tod ist ein weiteres wichtiges „Thema“ des Präpkurses. Der Umgang mit dem Körper eines verstorbenen Menschen stellt eine neue Herausforderung dar. Pietät ist das Stichwort, um das es hier geht, die Fähigkeit, auch nach dem Tode die Würde des Menschen zu achten. Es handelt sich bei den Präparaten um Menschen, die ihren Körper zu Lebzeiten an die Wissenschaft diesem Kurs zur Verfügung gestellt haben und ihnen gebührt großer Respekt, da ohne diese Möglichkeit der plastischen Erfahrung des Körpers jeder Anatomie-Atlas wertlos wäre. Wer meint, trotzdem laufend dumme Witze über die Leiche an seinem Tisch machen zu müssen, sollte sich ernsthaft Gedanken machen, ob er das richtige Studienfach gewählt hat. Man muss mit Sicherheit nicht ständig mit einem todernsten Gesicht im Präpsaal rumlaufen, doch der Respekt gegenüber dem Toten sollte schon gewahrt bleiben. (Im übrigen weisen wir direkt darauf hin, dass ungefähr 0% der Gerüchte und Geschichten, was sich angeblich in höheren Semestern im Kurs abgespielt hat, wahr sind.
Neuroanatomie
Vor Kurzem wurde der Kursus der makroskopische Anatomie auf 2 Semester verteilt. Neben dem Präpkurs im Wintersemester muss nun ein Neuroanatomiekurs im Sommersemester bestanden werden, um den Schein der makroskopischen Anatomie zu erhalten. Es besteht aus einem Pflichtkurs und einer Vorlesung, welche man dringend besuchen sollte, da in der Vorlesung Informationen gegeben werden, die z.T. in Büchern nicht zu finden sind, aber für das Bestehen der Klausur unerlässlich sind.
Seit dem SS 2021 wird die Klausur als eine MC-Klausur mit 30 Fragen gestellt, die sich stark an
den Vorlesungsfolien orientiert.
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Physiologie
Neben der Anatomie und der Biochemie stellt die Physiologie das dritte große naturwissenschaftliche Fach der Vorklinik dar. Es wird auch manchmal – aus der Perspektive einiger „Kliniker“ – als das Wichtigste dieser drei gehandelt: Ob Kreislaufregulation, EKG-Lesen oder Schmerzempfindung, viel von dem, das in der Physiologie behandelt wird, sei unverzichtbares Grundwissen für einige große klinische Fächer
Aus der Perspektive eines Vorklinikers lässt sich feststellen, dass die Physiologie in vielen Bereichen einen größeren, zusammenfassenden Überblick über die Dinge bietet, mit denen wir uns in den andern Fächern – mehr oder weniger begeistert – beschäftigt haben.
Um ein griffiges Beispiel zu nennen: Die Muskelarbeit. Wo im Histo-Kurs Muskelfasern unters Mikroskop kamen, im Präpkurs säuberlich Faszien abgetrennt und in der Biochemie die Energieversorgung durch die famose Atmungskette besprochen wurden, wird jetzt in „Physio“ etwas von jedem genommen und in einen Zusammenhang gestellt. Das Ergebnis lässt sich folgendermaßen beschreiben: Etwas funktioneller und weniger speziell als die Anatomie und anschaulicher als die Biochemie. Konkret geht es jetzt darum, wie aus meinem (unbewussten) Bedürfnis, die Hand nach dem Glas mit erfrischenden Kölsch auszustrecken, eine Aktion entsteht; beginnend beim – wie auch immer motivierten – Handlungsimpuls bis hin zum Querbrückenzyklus in den Muskelfasern.
Entsprechend kann unter Umständen auf schon Bekanntes zurückgegriffen werden, vieles ist aber auch neu – die Schwierigkeit ist hier meistens weniger das Auswendiglernen denn erst mal das Verstehen verschiedener Vorgänge, das mindestens genauso viel Zeit in Anspruch nehmen kann.
Das Praktikum teilt sich in die eine Hälfte, die „animalische Physiologie“ und die andere, die „vegetative Physiologie“. Beide Praktikumsteile werden in der Neuen Anatomie absolviert. Es werden nebst dem Praktikum, dem eine seperate Vorlesung vorausgeht, auch Vorlesungen angeboten, deren Besuch empfehlenswert ist: Vieles von dem, was hierzu hören ist, wollen die Dozierenden dann zu gegebenem Zeitpunkt von euch hören. Zudem werden in jedem Kurstag aus jeder Kleingruppe 2 Student/Innen über den Inhalt des Praktikums abgeprüft. Wer diese Prüfung nicht besteht, erhält automatisch einen Fehltermin. Achtung: In beiden Semestern gibt es zusammen nur einen Fehltermin, also seid besser vorbereitet. Die Vorlesung zu Beginn des Praktikums ist dafür sehr hilfreich.
Buchtipps zum dritten Semester
Biochemie:
Löffler-Petrides: Er ist das wahrscheinlich umfangreichste Lehrbuch mit Schwerpunkt auf der physiologischen Chemie und wird von vielen Studenten sehr empfohlen. Kleiner Hinweis: Er ist recht groß geraten…
Stryer: Auch ein dicker Wälzer aber mit Schwerpunkt auf der organischen Chemie. Er wird von den meisten Professoren als Referenz herbeigezogen und eignet sich auf jeden Fall gut dafür, sein Biochemie Seminar Thema vorzubereiten.
Lehniger: Für alle Fans großer, dicker Bücher ein echter Geheimtipp, da er aufgrund seiner amerikanischen Herkunft im Schreibstil vergleichsweise einfach gehalten ist. Außerdem bietet er kleine Exkuse über die Biochemie anderer Lebewesen – für stark interessierte…
Löffler‘s Basiswissen: Ein Ableger des Löffler-Petrides, der sich auf die prüfungsrelevanten Themen beschränkt und so einen kompakteren Zugriff auf den Stoff ermöglicht. Prädikat wertvoll, vor allem für schnell Wiederholungen!
Horn: Ein Buch von Studenten für Studenten, das die Zusammenhänge sehr schön deutlich macht, leicht verständlich ist, allerdings auch einige Aspekte nur gering beziehungsweise unzureichend beschreibt. Wenn man jedoch keine Ahnung von Chemie/Biochemie hat bietet dieses Buch den perfekten Einstieg in die Materie.
Duale Reihe Biochemie: Die Bücher der Dualen Reihe sind seit letztem Jahr auf dem Markt und versuchen komplexe Themengebiete direkt miteinander zu verknüpfen, wodurch sich ein interaktives Lernen ergibt und nerviges Nachschlagen überflüssig wird – interessant und vor allem innovativ
Physiologie:
Klinke-Silbernagel, Schmidt-Thews und der Deetjen-Speckmann: Jedes Buch hat seine Vorzüge und Schwachstellen, in der Physiologie ist man sich wohl übereingekommen, dass sich 80 Prozent des Stoffes jeweils mit einem Buch abdecken lassen, die weiteren 20 Prozent an Information lassen sich dann vielleicht in dem anderen Werk finden oder aber auch in den Vorlesungen (!!!). Es reicht in der Regel nur eines dieser drei Bücher zu besitzen. Hinzugefügt sei, dass es bei einigen Themen nicht schadet auch mal in ein anderes Physio-Buch zu schauen, z.B. beim hoch beliebten Thema „Elektrophysiologie der Zelle“ ist das Kapitel der Herren Deetjen und Speckmann zu empfehlen. Allerdings gibt es Themen, die in anderen Büchern klarer dargestellt sind.
Der Taschenatlas der Physiologie bietet schnell und kompakten Überblick über den Stoff. Geheimtipp für kurzfristige Vorbereitungen und Schnellwiederhloung ist jedoch eindeutig das Kurzlehrbuch vom Thieme-Verlag.
Anatomie:
Prometheus (Atlant): Der Prometheus hat sich in kurzer Zeit sowohl bei Dozenten, als auch bei Studenten zum absoluten Standardwerk etabliert. Er vereint Atlas und Lehrbuch in einem und punktet mit einem übersichtlichen Aufbau und einer guten Verknüpfung von Bild und Information.
Sobotta (Atlant): Dieser Atlas ist umfangreich und mittlerweile auch vergleichsweise günstig. Sein Aufbau ist sehr klassisch, weswegen zum Lernen unbedingt ein Lehrbuch hinzugezogen werden muss.
Netter (Atlant): Der Aufbau ist ähnlich dem des Sobotta, übertriebener Detailreichtum wird jedoch vermieden.Ferner gibt es natürlich noch Photo-Atlanten wie den Rohen, die anschauliche, realitätsnahe Bilder von Präparaten bieten, die mit schematischen Zeichnungen sinnvoll ergänzt werden.
Benninghoff (Lehrbuch): Die „Bibel“. Umfangreich und ausführlich, mit zwei Bänden. Aber eher als Nachschlagewerk zu gebrauchen, sehr gute und sehr schön lesbare Kapitel.
Schiebler (Lehrbuch): Gute Didaktik, an vielen Universitäten das Standardlehrbuch. Von manchen Dozenten als zu unausführlich bewertet.
Frick – Leonhardt – Stark (Lehrbuch): Zwei Bände, kompakt und bezahlbar, topographisch geordnet und daher gut als Kursbegleitung geeignet – über den Schreibstil lässt sich allerdings streiten. Es enthält viele klinische Hinweise.
Moll (Lehrbuch): Sicherlich kein Buch das von den Professoren empfohlen wird, weil er ein paar Fehler hat, er ist aber sehr studentenfreundlich aufgemacht, sehr knapp und beinhaltet viele systematische Tabellen und tolle Merksprüche!
Lippert (Lehrbuch): Verwendet fast nur deutsche Terminologie, eignet sich in erster Linie, um die größtmögliche Menge an klinischen Bezügen zu finden.
Taschenatlanten der Anatomie: Klein und kompakt, passen in jede Kitteltasche und können euch so direkt am Tisch als Hilfe dienen, für den Präpkurs höchst geeignet. Außerdem bleiben so die großen Atlanten sauber…