Prof. Dr. Eva Bartok
Unsere Forschung konzentriert sich auf die Beteiligung von Nicht-Immunzellen an der angeborenen Immunerkennung, und zwar sowohl durch die Aktivierung zelleigener Rezeptoren als auch durch das Zusammenspiel mit professionellen Immunzellen. Die angeborene Immunerkennung ist für das Überleben aller multizellulären Organismen, ob Pflanzen, Drosophila oder Menschen, von entscheidender Bedeutung. In Krankheit und Gesundheit steht unser Körper unter ständiger Überwachung durch angeborene Immunzellen, die nach Anzeichen von „Gefahr“ von innen und außen suchen. Dabei bedienen sie sich eines Repertoires von keimbahnkodierten Rezeptoren, den so genannten Mustererkennungsrezeptoren (pattern-recognition receptors, PRRs), die molekulare Muster erkennen, die mit Zellschäden oder mikrobiellen Krankheitserregern in Verbindung stehen (Matzinger, 1994; 2002; Medzhitov & Janeway, 2000). Ursprünglich ging man davon aus, dass die angeborene Immunerkennung auf eine bestimmte Klasse professioneller Immunzellen beschränkt ist, darunter Neutrophile, Monozyten, Makrophagen und dendritische Zellen. Tatsächlich exprimieren diese Zellen die größte Vielfalt an angeborenen Immunrezeptoren und sind entscheidend für die direkte Beseitigung von Krankheitserregern und die Rekrutierung von adaptiven Immunzellen. Im Gegensatz dazu wurden nicht-immune Zellen traditionell als Zuschauer dieses Prozesses betrachtet, die passiv Schäden, Infektionen und gegebenenfalls die Eliminierung ertragen, ohne aktiv zur Verteidigung des Wirts beizutragen. In den letzten Jahren haben wir jedoch verstanden, dass fast alle Zellen zu irgendeiner Form der angeborenen Immunerkennung fähig sind. Bestimmte PRRs, wie RIG-I und MDA-5, die zytosolische dsRNA erkennen, werden fast ubiquitär exprimiert, während andere, wie TLR 7, der endosomale ssRNA erkennt, nur in bestimmten Immunzellpopulationen exprimiert werden (Barchet, Wimmenauer, Schlee, & Hartmann, 2008; Junt & Barchet, 2015). Da die meisten Pathogene molekular komplex sind und mehrere PRRs gleichzeitig aktivieren können, ermöglicht diese zellspezifische Verteilung der angeborenen Immunsensoren unterschiedliche Rollen in der Immunantwort für verschiedene Zellpopulationen. Wir möchten herausfinden, wie nicht-myeloische somatische Zellen am sensorischen Immunsystem beteiligt sind, sowohl durch direkte angeborene Immunsensoren als auch durch ihre Fähigkeit, traditionelle angeborene Immunzellen im Wirt zu beeinflussen. Wir hoffen, dass ein besseres Verständnis dieser Interaktionen auch mehr Licht auf die Rolle des angeborenen Immunsystems bei der Abwehr von Krankheitserregern und autoinflammatorischen Erkrankungen werfen wird.